Programm 2016 - 2017

Alle Veranstaltungen beginnen um 20 Uhr.
Der Eintritt ist frei. Um eine Spende für die Referenten wird gebeten.

 

Donnerstag, 24. 11. 2016 um 20 Uhr
Dorothea Schulz-Ngomane: Wie beten wir - in liturgischer Gastfreundschaft - offen für jede/n?

Wenn wir Gottesdienst feiern ist die Tür weit offen. Alle sind willkommen - Glaubende und die, die auf dem Weg sind - und wer von weit her auf dem Weg ist? Wo findet er Ruhe? Wo kann sie beten? Wie gestaltet sich eine Gemeinschaft der Glaubenden aus verschiedenen Religionen?
Was verbindet uns, die wir glauben neben allen Verschiedenheiten und lässt uns nahe sein?
An diesem Abend möchte ich mit Ihnen ins Gespräch über Interreligiöse Spiritualität kommen.
Dorothea Schulz-Ngomane, Pfarrerin der Flüchtlingskirche. Nach ihrem Theologiestudium arbeitete Dorothea Schulz-Ngomane gemeinsam mit ihrem aus Mosambik stammenden Mann in einem evangelischen Begegnungszentrum für Aus- und Inländerinnen, wie es damals hieß. Vikariat in der Kreuzberger Heilig-Kreuz-Kirche. Dort lernte sie die Arbeit von Asyl in der Kirche kennen. Danach Pfarrerin in Magdeburg. Betreuung von Kirchenasyl. 2009 bis 2015
Auslandspfarrerin in Kenia/Nairobi. „Das alles hat mich sehr geprägt“, sagt Pfarrerin Schulz- Ngomane, „Ich weiß, wie es ist, wenn man sich in einem anderen Land fremd fühlt und wie gut es tut, dort herzlich aufgenommen zu werden. Diese Erfahrung möchte ich gerne weitergeben.“

Donnerstag, 26. Januar 2017 um 20 Uhr:
Sebastian Knöpker: Der Rausch der Nüchternheit bei den Wüstenvätern

Wüstenväter werden die ersten christlichen Mönche genannt, die im 3. und 4. Jahrhundert in den Wüsten Ägyptens und des heutigen Syrien lebten. Antonius der Große († 356), Evagrios Pontikos (345-399), Johannes Cassianus (360-435) und viele Andere haben dort je nach ihrer Persönlichkeit neue Lebensweisen ausprobiert, indem sie einen tiefen christlichen Glauben mit praktischer Psychologie verbanden.
Der Vortrag wird zeigen, wie die Wüstenväter Rausch und Nüchternheit miteinander vereint haben und zum Schweigen werden ließen. Nüchterner als die Nüchternheit selbst zu werden, so dass die Seele „in einen freudigen Zustand gerät, lächelt und hüpft“, wird sich dabei als eine erfreulich andere Praxis der Meditation erweisen.
Dr. Sebastian Knöpker ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität Louvain-la-Neuve. Zusammen mit Dr. Rolf Kühn betreibt er Signalwerk Leben, Netzwerk von Psychotherapeuten und Philosophen für Supervisionen und Seminare (www.signalwerk-leben.de).


Donnerstag, 23. Februar 2017 um 20 Uhr
Ulrike Müller-Glodde: In Harmonie mit sich und anderen leben – wie kann das gehen? - Tara Rokpa verbindet Therapie und Meditation

Tara Rokpa ist ein Prozess der Selbsterkenntnis auf buddhistischer Grundlage – entspannt, kreativ, selbstbestimmt; in einer Gruppe, aber jeder für sich - ohne Mitteilungsdruck. Mittel und Ziel ist Mitgefühl: mit uns selbst, Freunden, sogar Gegnern. Der Prozess beruht auf der Philosophie, Psychologie und Meditationserfahrung des Mahayana-Buddhismus sowie psychotherapeutischen Ansätzen, entwickelt von Akong Rinpoche, tibetisch-buddhistischer Meditationsmeister und Arzt, in Zusammenarbeit mit westlichen PsychotherapeutInnen – u.a. aus der Körper-, Kunst- und Familientherapie. „Was wir erreichen wollen ist grenzenloser Raum, dass der Geist weit wird wie der Raum.“ (Akong Rinpoche). Tara Rokpa bedeutet, „Raum sich zu befreien, in Harmonie mit sich und anderen leben“. Dabei steht das eigene, unmittelbare Erleben – wichtiger als alle Konzepte – im Mittelpunkt, mit einer Übung auch an diesem Abend.
Dr. Ulrike Müller-Glodde, HP Psych., verbrachte 25 Jahre in „Entwicklungsländern“ und auf buddhistischen Wegen. Ab 2002 ging sie zunehmend von der entwicklungspolitischen zur therapeutischen Arbeit über: Counselling, Achtsamkeitsmeditation und Tara Rokpa Therapie. Seit 2015 lebt sie in Berlin.


Donnerstag, 30. März 2017 um 20 Uhr
Martin Wiemer: Wilfred R. Bion - (k)ein christlicher Psychoanalytiker

Der britische Psychoanalytiker Wilfred R. Bion (1897-1979) wird von vielen als der bedeutendste Psychoanalytiker seit Sigmund Freud angesehen. Er bezieht sich in seinem Werk auf die jüdische und die christliche Mystik sowie auf das Neue Testament. Auch meint er, dass „faith“ (Glaube) die Grundhaltung des Psychoanalytikers in jeder Behandlungsstunde sein sollte. Aber was versteht Bion unter „Glaube“? Wir werden drei Gesichtspunkte an diesem Abend hervorheben:
- Bions entwicklungspsychologisches Verständnis von „Glaube“: er sieht „Glaube“ in der frühen Säuglingszeit begründet
- „Glaube“ als die „negative Fähigkeit“ des Psychoanalytikers, in Unsicherheiten, Zweifel und
Ängsten verharren zu können, ohne das gierige Greifen nach Fakten und Gründen (John Keats),
- der Zusammenhang von Glaube und Katastrophe (Trauma)
Dr. Martin Wiemer, Pastoralpsychologe, Lehrsupervisor in der DGfP (Deutsche Gesellschaft für Pastoralpsychologie, Sektion Tiefenpsychologie) Gruppenpsychoanalytiker (D3G, Lehranalytiker), von 1980 bis 2013 Leiter des Ev. Beratungszentrums und der Telefonseelsorge Kiel, zahlreiche Veröffentlichungen zu pastoralpsychologischen, psychoanalytischen und gruppenanalytischen Themen.

Donnerstag, 27. April 2017 um 20 Uhr
Corinne Frottier: Umarme, was du bist.

Wir alle strengen uns an, einem Idealbild von uns selbst zu entsprechen. Wir geben uns große Mühe, vor anderen als souverän, begehrenswert, erfolgreich zu erscheinen und in unserem Inneren all das unter Verschluss zu halten, was unserem Streben nach Achtung und Zuneigung schaden könnte. Einen bedeutenden Teil unserer Aufmerksamkeit verwenden wir darauf, zu unterscheiden und auszuwählen, welche Anteile in uns selbst wir zulassen und welche wir dringend unterdrücken sollten, je nachdem, welche Erfahrungen durch sie zu erwarten sind. Und bei all dem fragen wir uns, ob das nun die Eigenschaften sind, die uns definieren, ob sie das sind, was unser „Ich“ ausmacht. Der buddhistische Blick auf dieses Dilemma kann hilfreich sein: Die Zen-Lehrerin Corinne Frottier zeigt einen Weg auf, das, was wir als unser „Selbst“ ansehen, zu verstehen, uns damit vertraut zu machen und die große Herausforderung zu meistern, all das, was wir dabei vorfinden, wirklich anzunehmen.
Corinne Frottier, österreichisch-französische Zen-Lehrerin, wuchs in einer vielfältig spirituell interessierten Familie auf. Seit 1989 beschäftigt sich die studierte Filmwissenschaftlerin, freie Autorin und Hörspielregisseurin mit Zen. 2009 Dharma-Übertragung durch Genno Pagès Roshi. Gründung der Zen-Sangha GenjoAn in Hamburg. www.genjoan.net

Donnerstag, 11. Mai 2017 um 20 Uhr
Renate Seifarth: Ich oder Nicht-Ich

Die Praxis des Buddhismus als Möglichkeit ein gesundes Ich zu entwickeln
Selbstablehnung, Minderwertigkeit, Erfolgsdruck, Leistungsabhängigkeit sind weit verbreitet. Der Buddhismus lehrt unser Hängen am Ich samt aller Konzepte, Vorlieben, Abneigungen abzulegen, will man sich von Leiden befreien. Die Kombination der beiden führt häufig zu Missverständnissen. Statt mehr Offenheit, Liebe und Freude zu generieren wird aus dem Weg der Befreiung ein Weg der weiteren Entfremdung vom Leben und sich selbst. Alte Wunden werden nicht geheilt, sondern vertieft. Spirituelle Qualitäten wie Einfachheit und Genügsamkeit werden mit Selbstablehnung verwechselt.
Renate Seifarth widmet sich intensiv seit 1989 der buddhistischen Lehre und Praxis. Sie verbrachte 6 Jahre im Retreat, über 2 Jahre davon in buddhistischen Klöstern. Sie ist Autorin von „Buddha at Home. Anleitungen für ein Retreat im Alltag“ und engagiert sich für einen säkularen Ansatz des Buddhismus im Westen.


Donnerstag, 8. Juni 2017 um 20 Uhr
Kai Romhardt: Achtsam arbeiten, aber wie?

Grundlagen und Methoden einer heilsamen Kultur des Miteinanders - Erfahrungen aus dem Netzwerk Achtsame Wirtschaft
In diesem Vortrag lernen wir grundlegende Methoden der Achtsamkeitspraxis kennen und sehen an Hand zahlreicher Beispiele, wie wir unsere Arbeitsgewohnheiten behutsam in eine heilsame Richtung verändern können.
Hier einige Grundprinzipien, die im Vortrag vorgestellt werden:
• Transition (Bewusste Übergänge) • Impulsdistanz (Fähigkeit Impulse vorbeiziehen zu lassen) • Anfängergeist (Frische und Präsenz) • Singletasking (Sammlung und Konzentration)
• Muße (Absichtsloses Innehalten) • Tiefes Zuhören (Im Kontakt mit dem Gegenüber sein).
Dr. Kai Romhardt, geb. 1967, verheiratet, ein Sohn, ist Wirtschaftswissenschaftler, Autor, Unternehmerberater und Dharmalehrer in der Tradition des Zen-Meisters Thich Nhat Hanh. Er ist Vorsitzender und Gründer des Netzwerks Achtsame Wirtschaft e.V. (NAW) und spiritueller Begleiter der Sangha Zehlendorf. www.romhardt.de und www.achtsame-wirtschaft.de